Esssener Krippenland

„Der Engel" von Mataré

"Der Engel"Zur Heiligen Nacht gehören die Engel in Wort und Bild. Dem Verstehen der Zeit entsprechend, wollen Künstler das Geschehen in Betlehem, das Geheimnis der Menschwerdung, bildhaft verkünden. Der Engel Gabriel verheißt die Geburt Jesu:

"Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden." (Lk 1,30 b - 32 a)

Und der Engel des Herrn spricht zu den Hirten auf dem Felde: "Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr." (Lk 2,11)

Auf dem Giebel des heutigen Bischofshauses am Burgplatz in Essen steht eine herrliche Engelsgestalt, geschaffen im Jahr 1955 von Ewald Mataré, ursprünglich ein Engel der Apokalypse: "Seht, die Hütte (Zelt, Wohnung) Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein." (Offb 21,3 b)

Lebensgroß steht der Engel auf einer Kugel, die Sonne symbolisierend, Licht-Gestalt, Bote des Lichtes. Die sich zumeist in drei Ringen zusammenfügenden Punkte, die den Körper des Engels bedecken, können als Zeichen für den lebendigen, dreifaltigen Gott verstanden werden. Den rechten Zeigefinger hält die Lichtgestalt weit ausgestreckt. Diese Geste lässt aufmerken und die Haltung des Körpers kennzeichnet den Boten Gottes als machtvollen Rufer: "Hört! - Seht doch!" In der linken Hand hält der Engel ein Schatzkästchen, ein kleines Haus, die Hütte Gottes bei den Menschen - den Stall zu Betlehem? Der Künstler hüllt die Gestalt des Engels in Gold, himmlisches Feuer, das den Boten umgibt. Die Engelsfigur weist auch auf Weihnachten hin, auf die geheimnisvolle Botschaft "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." (Joh 1,14 a)

Diese geheimnisvolle Botschaft kann nur durch geheimnisvolle Wesen umschrieben werden und der Evangelist Lukas schreibt, dass himmlische Herrscharen Gott loben und sagen: "Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade!" (Lk 2,14)

Wenn unsere Ohren durch den Weihnachtsrummel taub geworden sind, möge uns der Engel unser Ohr für die Botschaft der Weihnacht öffnen. Wenn wir in den Dunkelheiten des Lebens nicht mehr ein noch aus wissen, möge uns der Bote des Lichts den Weg zur Krippe weisen, zu Jesus, dem Wort, das Fleisch geworden ist.

Franz-Josef Stapelmann

Quellen: Wilhelm Astrath: Weihnachten 1991
Alfred Pothmann: Der Engel von Ewald Mataré

 

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